Das Problem mit Star Trek: Lower Decks – oder: Die Faulheit von Fan Service

Das Problem mit Star Trek: Lower Decks – oder: Die Faulheit von Fan Service

Wir leben im goldenen Alter von Star Trek. Kaum ist die eine Staffel vorbei, startet die nächste Serie mit einer neuen. Christopher Pike in Strange New Worlds ist in meinen Augen der beste Captain, den wir je gesehen haben und Shows wie Discovery und Prodigy probieren wirklich neue Dinge in dem Universum.

Doch wirklich jede dieser neuen Serien durchzieht eine Last, die weder TNG, noch Voyager noch DS9 mit sich herumschleppen mussten: Fan Service. Keine einzige Folge kommt ohne Referenzen auf Dinge aus, die wir alle schon gesehen haben. Discovery hat eine junge Version von Spock als Charakter eingeführt, Strange New Worlds bringt Star Treks Ur-Captain Pike zurück, Picard ist in der letzten Staffel sogar die Enterprise D geflogen.

Klar, es ist ein zusammenhängendes Universum und Momente wie Wolf 359 sind so massiv, dass sie regelmäßig aufkommen werden, aber die Häufigkeit wird zu einem echten Problem in den neuen Serien. Als Scotty die Next-Generation-Crew besucht hat, war das in Staffel 6, nicht der ersten. So wurde dem Publikum erlaubt, sich erstmal mit der neuen Mannschaft anzufreunden und ihr der Freiraum gegeben, sich ohne die Last der Vorgänger zu entwickeln.

Das genaue Gegenteil ist Lower Decks. Eine Show, der man in jeder Szene anmerkt, dass sie von Rick & Morty-Writern geschrieben wird. Das Problem ist: Rick & Morty ist eine Satire auf andere Serien, natürlich baut sie darum auf Referenzen auf. Lower Decks hingegen ist eine Hommage an Star Trek. Nur halt als Serie, nicht als einzelne Folge.

Gibt es einen guten Grund, dass die Cerritos ein Chula-Spiel, bekannt aus Deep Space Nine, transportiert? Nein, aber es wäre doch voll lustig, wenn unsere unerfahrene Crew auf ein Problem stößt, das wir schon kennen. Das ist nur ein Beispiel, aber etwas, das in fast jeder Episode auftaucht.

Das macht Lower Decks zu einer guten Serie für Star Trek Fans. Ich habe jede Folge aller Serien (bis auf Animated TOS) gesehen und sitze so vor meinem Fernseher:

Leonardo di Caprio, der wissend auf etwas zeigt.

(Mir ist die Ironie bewusst, dass ich ein Meme über einen Absatz der Laziness von Memes stelle.)

Am Ende des Tages ist diese Art Serien zu schreiben faul. Nicht im Sinne von Arbeitsaufwand. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie oft die Autor:innen Wikis durchforsten, alte Shows und Romane lesen. Aber kreativ ist das ehrlich eine Bankrotterklärung. Memes sind im Internet lustig, wo alle einen schnellen Riff auf derselben Idee beisteuern. Eine Grundlage für echtes Storytelling sind sie jedoch nicht.

Das heißt alles nicht, dass ich Lower Decks nicht mag. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, die Witze oft gut. Aber ich halte die Probleme von Lower Decks für etwas, das sich durch alle neuen Star-Trek-Serien zieht und mir Sorgen bereitet.

Next Generation hat die Ferengi und die Borg eingeführt. Voyager hatte einen komplett neuen Quadranten, den es zu erforschen galt. Deep Space Nine hatte ein stationäres Setting und komplett neuartige Probleme.

Bei den neuen Shows traut sich nur Discovery wirklich etwas Neues – und wird dafür von den Die-Hard-Fans oft abgestraft. Sei es ein neues Design für Klingonen, das perfekt in das Setting der Show passt oder (zugegebenermaßen manchmal etwas holprige) Plots, die wir so noch nie in Star Trek hatten: Discovery hat es wenigstens versucht.

Die Reaktion von CBS/Paramount war eine ähnlich wie die von Disney bei den neuen Star-Wars-Filmen oder Warner Bros./HBO bei Zach Snyder: Ein Einknicken vor den lautesten Fans, die für ihre Lieblingsfranchises einfach das sehen wollen, was sie schon kennen.

Das macht die Serien nicht schlecht, es hat schließlich seinen Grund, dass wir diese Universen so lieben. Aber für Kreativität oder ein starkes Fundament für die Zukunft sollte man nicht auf Fans hören. Denn wir wissen nicht wirklich, was wir wollen. Wir wissen nur, was wir schon kennen. Und ich würde mir wünschen, dass wir öfter ignoriert werden.

Es gibt noch den Aspekt, dass Serien auf Streaming-Diensten mit ihren 8-12 Episoden pro Staffel nicht genug Raum bekommen, sich wirklich zu entfalten und ihren eigenen Weg zu finden. Stattdessen muss jede Folge wichtig sein, dabei lernen wir Charaktere oft viel besser kennen, wenn eigentlich nichts passiert. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.


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